Bezirksamt veröffentlicht Studie „Berliner Jugendliche und Drogen“

Donnerstag, 14. April 2016
Pressemitteilung von: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat die Studie „Berliner Jugendliche und Drogen – Alkohol, Tabak und Cannabis im Fokus“ veröffentlicht. Die Befragungen für diese Studie fanden im Zeitraum zwischen Dezember 2013 bis Mai 2014 an 8 Schulen der Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Steglitz-Zehlendorf statt. Insgesamt 1.436 Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Klassen (im Alter von 11 bis 16 Jahren) an öffentlichen allgemeinbildenden Schulen gaben Auskunft über die Häufigkeit ihres Konsums von psychoaktiven Substanzen.

 

Zu den Ergebnissen (vgl. für einen schnellen Überblick die Zusammenfassung der Studie, S. 9-12)

Ein großer Anteil der befragten Jugendlichen gibt Erfahrungen im Umgang mit Alkohol (47 %), Tabak (29 %) und Cannabis (18 %) an. Dabei werden diese Drogen unabhängig davon konsumiert, ob sie im sozialen Umfeld „angesagt“ sind oder nicht.

 

Alkohol

Die Lebenszeitprävalenz für Alkohol beträgt in den von uns befragten Altersgruppen 47 %. Einen regelmäßigen Konsum von Alkohol geben 3 % (davon 1 % „täglich“ und 2 % „mehrmals in der Woche“) der von uns befragten Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Klassen an. Einen gelegentlichen Konsum berichten 37 % (davon 14 % „mehrmals im Monat“ und 23 % „einmal im Monat oder seltener“).

Der Probierkonsum und der gelegentliche Gebrauch von Alkohol sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Schon 10 % der 12-Jährigen und jede/r Fünfte der 13-Jährigen konsumiert anlassbezogen Alkohol.

Der erste Kontakt mit Alkohol geschieht nicht im Partysetting oder in der Peer-Group, sondern vollzieht sich überwiegend im familiären Umfeld. Es gibt offenbar eine ausgeprägte Toleranz der Eltern gegenüber dem ersten Probierkonsum ihrer Kinder.

Wir konnten herausarbeiten, dass „Negativkampagnen“, also Aufklärungskampagnen, die mit abschreckenden Botschaften arbeiten, keinen messbaren Einfluss auf das Konsumverhalten der Jugendlichen haben. Positive Botschaften hingegen wirken sich konsumfördernd aus. Damit lässt sich schlussfolgern, dass Werbeverbote effektiver sind als Abschreckungskampagnen. Wir vermuten, dass dies für alle Substanzen analog gilt.

 

Tabak

Die Lebenszeitprävalenz für Tabak beträgt in den von uns befragten Altersgruppen insgesamt 29 %. Einen regelmäßigen Konsum von Tabak geben 11 % (davon 8% „täglich“ und 3% „mehrmals in der Woche“) der von uns befragten Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Klassen an. Einen gelegentlichen Konsum berichten 9 % (davon 2% „mehrmals im Monat“ und 7% „einmal im Monat oder seltener“).

Fokussiert man diejenigen, die mit dem Tabakkonsum beginnen, so fällt die Regelmäßigkeit des Konsums auf. So ist der Anteil derer, die regelmäßig rauchen (11 %), sehr viel höher als der Anteil derer, die regelmäßig Alkohol trinken (3 %). Wenn Tabak aber wiederholt konsumiert wird, dann ist das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit höher als beim Konsum von Alkohol und Cannabis.

Es gibt keine ausgeprägten Geschlechterunterschiede im Rauchverhalten.

Wir konnten ferner herausarbeiten, dass an Gymnasien weniger geraucht wird als an Sekundarschulen. Dies verweist auf Sozialschichtunterschiede im Rauchverhalten.

 

Cannabis

Die Lebenszeitprävalenz für Cannabis beträgt in den von uns befragten Altersgruppen ins-gesamt 18 %. Einen regelmäßigen Konsum von Cannabis geben 3 % (davon 1 % „täglich“ und 2 % „mehrmals in der Woche“) der Schülerinnen und Schüler der 7. bis 12. Klassen an. Einen gelegentlichen Konsum berichten 9 % (davon 3 % „mehrmals im Monat“ und 6 % „einmal im Monat oder seltener“).

Cannabis gilt unter den befragten Berliner Jugendlichen als die am meisten „angesagte“ Droge. Offenbar gibt es aber keinen starken Zusammenhang zwischen dieser Einschätzung und dem Konsum. Deutlich weniger als die Hälfte derer, die Cannabis für „angesagt“ halten, konsumieren diese Droge auch tatsächlich oder haben dies schon einmal getan.

Entscheidende Weichenstellungen für den Einstieg in den Cannabiskonsum finden bereits zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr statt. Dabei ist Tabak offenbar die Einstiegsdroge für Cannabis. Zugleich führt dieser Pfad nicht automatisch zu anderen illegalen Drogen.

Cannabis ist durch seine starke Korrelation mit dem Tabakkonsum offenbar nicht nur Party-droge sondern wird auch im Alltag konsumiert. Das Zigarettenrauchen ist eindeutig ein Risikofaktor für einen späteren Konsum von Cannabis.

 

Schlussfolgerungen

Die legalen Drogen Alkohol und Tabak stehen lebenszeitlich gesehen „vor“ dem Konsum von Cannabis, so dass man diese durchaus als „Einstiegsdrogen“ bezeichnen kann. Zugleich hängt das Risiko für eine Abhängigkeit von Cannabis stark davon ab, ob bereits vorher eine Tabak- oder Alkoholabhängigkeit besteht.

Um problematischen Konsumverläufen im späteren Leben wirksam vorbeugen zu können sollte glaubhafte Suchtprävention im Jugendalter nicht nur auf das „ob“ des Konsums einwir-ken, sondern stärker auf das „wie“.

Die Illegalisierung von Drogen wirkt nicht – dies gilt ganz besonders für Cannabis. Vielmehr ist es entscheidend, dass (a) der Einstieg in den Konsum von Alkohol und Tabak möglichst weit herausgezögert wird und Jugendlichen (b) Wissen über Risiken bestimmter Substanzen und Konsummuster, vor allem im Hinblick auf Mischkonsum, angeboten wird. Ferner muss mit Jugendlichen (c) auch die Auseinandersetzung darüber gesucht werden, warum und zu welchen Anlässen sie Drogen nehmen.

Ein nicht zu vernachlässigender Akteur im Baustein der Suchtprävention sind die Familien. Dies gilt ganz besonders für die Droge Alkohol. Hier findet der Einstieg eindeutig im familiären Umfeld statt. Projekte, die Eltern stärker in die Suchtprävention einbeziehen, zum Beispiel „Peer Eltern an Schule“, sollten hierfür ausgebaut werden.

 

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